Das Kleinkraftwerk CADA
(Die gesamte Anlage stammt aus dem Jahr 1904)
Wassersteuerung und Rechenanlage
Diese Anlageteile befinden sich ausserhalb des Gebäudes.
Der Bachlauf wird vor dem Maschinenhaus in zwei unabhängige Kanäle getrennt. Der rechte Kanal (Durchlauf) führt den Mühlbach seitlich neben der Rechenanlage unter dem Gebäude der Anlage vorbei. Der zweite Kanal (Betrieb) führt das Wasser durch die Rechenanlage der Turbine zu. Mittels einfacher Holzschleusen, die mit Elektromotor oder von Hand gesteuert werden, wird das Kraftwerk in Betrieb gesetzt.
Durch die Rechenanlage, die mittels Elektromotor via Gliederkette und spezieller Führungsschiene einen Rechen über die Gitterstäbe zieht, wird Schwemmgut und übriger Unrat von der Turbine ferngehalten. Das Rechengut wird in dem dahinter liegenden Sammelkanal aufgefangen.
Maschinenraum, Turbine und Stromverteilanlage
Das Maschinenhaus besteht aus dem Maschinen-, dem Turbinen- und dem Batterieraum. Unter dem Boden des Maschineraums fliesst der Mühlbach, je nach Schieberstellung, durch den Durchlasskanal oder in den Turbinenraum. Im Turbinenraum fliesst das Wasser radial durch den Leitapparat und dreht dabei das Francis-Turbinen-Laufrad. Der Wasseraustritt erfolgt axial nach unten.
Bei einer Wassermenge von 1.2 m3/s und einer Gefällshöhe von 1.2 m ergibt dies eine Leistung von ca. 14 kW.
Die Kraftübertragung erfolgt von der Francisturbine via einer senkrechten Welle und einem Kegelradgetriebe auf eine horizontale Welle mit Riemenscheibe. Das Kegelradpaar besteht aus einem stählernen Rad und einem mit Holzzähnen bestückten Stahlrad. Über das Transmissionsgetriebe ist gewährleistet, dass der angehängte Generator mit einer Drehzahl von 1000 U/min angetrieben wird.
Der Gleichstromgenerator besteht aus einem äusseren, unbeweglichen Teil, dem Stator und einem inneren, drehbar gelagerten Teil, dem Rotor. Die Rotorwicklungen schneiden beim Drehen die magnetischen Feldlinien des Stators, dabei wird nach dem Induktionsprinzip die Bewegungsenergie in elektrische Energie umgewandelt.
Der erzeugte Strom von 120V, 130A wurde über den Schaltkasten entweder direkt der Teigwarenfabrik zugeführt oder in den im Nebenraum vorhandenen Akkumulatoren gespeichert.
Im Batterieraum befanden sich total 54 Oerlikon Blei-Akkumulatoren à je 2 V Spannung, insgesamt also 108 V. So konnte die Energie gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden, oder über einen Wechselrichter als Wechselstrom dem öffentlichen Netz zugeführt werden.
Im Glas-Isoliergefäss befanden sich parallel geschaltete positive und negative Platten. Im geladenen Zustand enthalten die positiven Platten eine aktive Masse aus Bleioxid, die negativen Platten aus Blei. Die Platten stehen in 20%iger Schwefelsäure.
Jeder Akku bestand aus mehreren Bleiplatten und ca. 17 Liter Batteriesäure und das alles direkt über dem Mühlbach gelagert!
Übernahme des Werkes durch die Stadt Chur
Im Jahre 2007 reichten die Eigentümerinnen der Liegenschaft, die Firmen Frigemo AG und Swissbuildig Conzept AG, ein Baugesuch zum Abbruch der Liegenschaft und zum Bau von Mehrfamilienhäusern bei der Stadt ein. Nicht explizit eingeschlossen war im Bauprojekt das historische, über hundertjährige Kleinkraftwerk.
Eine Besichtigung vor Ort mit dem Departementsvorsteher zeigte, dass ein Erhalt dieser Anlage als Zeuge und auch als Anschauungsobjekt der Nachwelt erhalten werden sollte. Das Tiefbau- und Vermessungsamt wurde mit dieser Aufgabe betraut und nach diversen Besprechungen mit den Eigentümern, dem städtischen Hochbauamt, der kantonalen Denkmalpflege, dem Amt für Umwelt und Natur, dem Rätischen Museum, dem Verein „Kleinkraftwerk Willy Sand“ und dem Heimatschutz konnte dem Stadtrat ein Vorschlag zum Erhalt des Kraftwerkes unterbreitet werden. Mit Beschluss vom 17. Dezember 2007 hat der Stadtrat das Projekt genehmigt und den entsprechenden Kredit freigegeben.
Mit den Eigentümern der Parzelle wurde ein Dienstbarkeitsvertrag zum Baurecht abgeschlossen. Gemäss Dienstbarkeitsvertrag gestatten die jeweiligen Eigentümer der Parzelle der Stadt Chur das bestehende Kraftwerk dauernd beizubehalten.
In intensiver Zusammenarbeit mit dem Verein Kleinkraftwerke Churer Mühlbäche, den städtischen Abteilungen Hochbau und Werkbetrieb und der kantonalen Denkmalpflege, die sich auch an den Kosten beteiligte, wurde das Kleinkraftwerk saniert und so hergestellt, dass es als „museales Kraftwerk“ Besuchern präsentiert und für Demo-Zwecke in Betrieb genommen werden kann.
Für den Unterhalt und Betrieb/Besichtigung wurde mit dem Verein "Kleinkraftwerke Churer Mühlbäche" eine Benutzerordnung vereinbart. Im Jahre 2017 wurde der Unterhalt und Betrieb/Besichtigung der Anlage durch den städt. Werkbetrieb übernommen.