Neu im Stadtverein: Churer Mühlbäche
Durch das Stadtgebiet von Chur fliessen zwei natürlichen Flüsse, der Rhein und die Plessur, sowie zwei künstliche Bäche, die Chur seit Jahrhunderten mit Wasser und Energie versorgen: Der Obertorer und der Untertorer Mühlbach. Sie werden im Sand vom Elektrizitätswerk gefasst und versorgen auf einer Länge von 8,5 km kleine und grosse Mühlen, Betriebe mit mechanischer und elektrischer Energie.
Spezialkommission Churer Mühlbäche
Seit dem Jahr 2007 war ein “Verein Kleinkraftwerke Churer Mühlbäche” aktiv, um bestehende, nicht mehr genutzte Anlagen, die von den Mühlbächen angetrieben werden, zu erhalten und zu unterhalten, insbesondere das Mühlrad mit Generator Willy Sand am Münzweg und das Kleinkraftwerk CADA an der Sägenstrasse. Nachdem das Werklein der ehemaligen Teigwarenfabrik CADA der Stadt Chur übergeben werden konnte und ein neues Mühlrad am Münzweg durch den Kanton Graubünden erstellt worden ist, sah der Verein seine Aufgaben im Wesentlichen als erfüllt an. Es bleibt die Betreuung des Museums Pulvermühle. Seit 2019 befasst sich eine „Spezialkommission“ des Stadtvereins intensiver mit den Belangen der Churer Mühlbäche und den angeschlossenem Betriebe. In Zusammenarbeit mit der Stadt Chur, mit dem Kanton, mit Chur Tourismus und Mitgliedern des ehemaligen Vereins Kleinkraftwerke ist die Spezialkommission bestrebt, die Churer Mühlbäche wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu heben und Gästen zu zeigen. Zu diesem Zweck werden zunächst an geigneten Stellen „blaue Tafeln“ mit geschichtlichen und sachdienlichen Hinweisen angebracht.
Geschichte der "Churer Mühlbäche"
Wann die Mühlbäche entstanden sind, ist nicht genau bekannt. Sie können schon zu Römerszeiten funktioniert haben, urkundlich erwähnt sind sie erstmals im 12. Jahrhundert.
Früher speisten die Mühlbäche die offen fliessenden Stadtbächlein, besorgten die Abwasserreinigung, spendeten Wasser zum Löschen der Brände sowie zum Bewässern der Felder und füllten bei Bedarf den Stadtgraben. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden in Chur eine kleine Zahl von Industriebetrieben. Auch sie nutzten die Wasserkraft und siedelten sich deshalb längs der beiden Mühlbäche an. Erst mit Aufkommen von starken Elektromotoren und billigem Strom wurde der Standort am Mühlbach nicht mehr zwingend.
Die Churer Mühlbäche sind keine natürlichen Gewässer, es sind künstlich angelegte „Industriekanäle“, die ursprüngliche Wasserfassung lag hinter dem heutigen Flössplatz an der Plessur. Seit dem Neubau der Kraftwerkzentrale Sand im Jahre 1906 ist die Fassung unmittelbar nach der Zentrale. Heute werden die Mühbäche ausschliesslich aus dem Überlauf der Zentrale gespiesen, da die direkte Einleitung von Plessurwasser zuviel Sand in die Mühlbachkanäle bringen würde.
Ab der Zentrale Sand bis zum Trennbauwerk bei der kantonalen Sportanlage beträgt die Wassermenge 2.4 m3/s, ab der Teilung fliesst sowohl beim Obertorer Mühlbach wie auch beim Untertorer Mühlbach je 1.2 m3 Wasser pro Sekunde. Anlässlich der Verlegung des Obertorer Mühlbachs im Abschnitt der Oberen Au wurde die Wassermenge im Jahr 2019 erheblich reduziert.
Der Obertorer Mühlbach überquert auf einem Aquädukt die Plessur und fliesst über Türligarten, Zollhaus, Welschdörfli, Sägenstrasse und Pulvermühle in den Rhein. Der Untertorer Mühlbach fliesst via Poststrasse, Alexanderplatz, Lacuna zum Ententeich in den Rhein.
In den besten Zeiten wurden die Mühlbächen von beinahe 30 Betrieben genutzt, und das Wasser der Mühlbäche wurde in Trockenperioden zu Bewässerungszwecken umgeleitet.
Heute sind noch das Wasserrad "Willy Sand", die Pulvermühle und die Turbine CADA vorhanden und als einziges gewerbich genutztes Kraftwerk die Anlage Rheinmühle in Betrieb. Ausserdem wird der Mühlbach noch zu Kühlungszwecken genutzt.